"Cantry"- oder "Country"-Music?
Wie die Country-Music zu ihrem Namen kam

 

Johnny gets the Blues

Ein Volkslied aus der Pfalz wird zum Welthit

 

Stetson: der Cowboyhut aus der Pfalz

Eine Western-Ikone vom Fuße des Donnersbergs

 

Weltstars mit pfälzer Wurzeln: The BeeGees

Die Disco-Kings aus Bisterschied

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

"Cantry- oder "Country"-Music?

Wie die Country-Music zu ihrem Namen kam

 

Dolly Parton, Johnny Cash und Kenny Rogers dürfen sich mit Fug und Recht als Country-Music-Stars bezeichnen. Ob ihnen aber bekannt ist, dass ihre Musikgattung ursprünglich mit "a" geschrieben wurde und mit dem englischen Wort für "Land" überhaupt nichts zu tun hatte?

 

Tatsächlich wurde die amerikanische Country-Music während ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert noch "Cantry"-Music geschrieben. Dies belegen die leider nur spärlich erhaltenen Zeitungen und Plakate aus dieser Zeit. Es waren nämlich zunächst italienische Einwanderer, die als Sänger und Musiker durch die noch dünn besiedelten USA zogen, um ihr Publikum für eine Handvoll Dollar zu unterhalten – ein gewiss gefährliches Unterfangen im damals noch wilden Westen, denn so mancher Wandermusikant dürfte seine Reise im Magen eines Grizzlys oder am Marterpfahl der Indianer beendet haben.

 

Das italienische Wort für "singen" lautet "cantare", und so wurde die den Siedlern dargebotene Musik sehr bald durch mündliche Weitergabe "Cantry"-Music genannt und auch so geschrieben. Der verbalen Überlieferung ist es auch zu verdanken, dass diese Bezeichnung letztlich als "Musik vom Land" (englisch: "country") missverstanden wurde und sich unter dem Namen "Country-Music" etablieren konnte.

 

Eine ähnliche Ver-englischung eines ursprünglich italienischen Begriffes findet sich im Titel der langlebigsten Radioshow im US-Rundfunk: Seit 1925 bietet die Sendung "Grand Ole Opry" ihren Zuhörern Country-Music aus Nashville (Tennessee). Der Name der "Großen alten Oper" hat seinen Ursprung im italienischen Wort "Opera". Namensgeber war der Radiomoderator George Hay, der damit einen ironischen Bezug zu einer Sendung mit klassischer Orchestermusik herstellte, die unmittelbar vor der Country-Music-Show ausgestrahlt wurde.

 

Quelle: KL-musicMag, Sonderausgabe „Country-Music“, 01.04.2001, mit freundlicher Genehmigung. 

 

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Johnny gets the Blues

Ein Volkslied aus der Pfalz wird zum Welthit

 

Memphis (Tennessee), 30. Juli 1955: Im legendären Sun Records Studio produziert ein junger Sänger und Gitarrist eine Schallplatte mit der englischen Version eines pfälzischen Volksliedes. Der Song erobert in kürzester Zeit die Top Ten der Country Charts und ist auch heute noch ein veritabler Welthit.

 

Jonathan Kazmarek aus Arkansas war Anfang der 1950er auf dem Militärflugplatz der United States Airforce in Ramstein, Rheinland-Pfalz, stationiert. Bereits als Kind und Jugendlicher hatte er das heimatliche Publikum singend und Gitarre spielend mit Country-Songs unterhalten. Während seines Aufenthalts in der Pfalz besucht er gerne die Dorffeste in der Umgebung und schenkt dabei nicht nur den "deutsche Fraulein", sondern auch den traditionellen Liedern, die dort gespielt und gesungen wurden, besondere Aufmerksamkeit. 

 

Eines dieser Lieder muss ihn besonders beeindruckt haben: eine düstere Gefängnisballade aus der Zeit der Badisch-Pfälzischen Revolution 1848/49. Nach der Beendigung seines Militärdienstes und zurück in den USA übersetzt Kazmarek den "Pälzer Bolles Blues" ins Englische und nimmt den Song auf Schallplatte auf – natürlich nicht als "Jonathan Kazmarek", sondern unter seinem Künstlernamen "Johnny Cash". In kürzester Zeit landet der "Folsom Prison Blues" auf Platz Vier der US Country Charts, die spätere Live-Aufnahme im Folsom State Prison in Kalifornien erreicht sogar Platz Eins und wird mit einem Grammy ausgezeichnet.

 

Doch nicht nur den "Pälzer Bolles Blues" hatte Johnny Cash aus der Pfalz mitgebracht: Auch das pfälzer Traditional "Gequellde - un Blutworscht dezu" fand in englischer Übersetzung als "Get Rhythm - while you get the Blues" den Weg in die internationalen Hitparaden – wenn auch nur als B-Seite des Evergreens "I walk the Line".

 

Quelle: KL-musicMag, Sonderausgabe „Country-Music“, 01.04.2001, mit freundlicher Genehmigung. 

 

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Stetson: der Cowboyhut aus der Pfalz

Eine Western-Ikone vom Fuße des Donnersbergs

 

Neben Lasso und Revolver ist der Stetson als typische Western-Ikone weltweit bekannt. Im Süden der USA wird er auch heute noch als selbstverständlicher Teil der täglichen Kleidung getragen. Was nur wenige wissen: Der Cowboyhut wurde von einem Einwanderer aus der Pfalz erfunden.

 

Anfang des 19. Jahrhunderts verließ ein junger Mann aus Stetten, heute Donnersbergkreis / Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden, bei Nacht und Nebel seinen Wohnort und gelangte nach mehrwöchiger Atlantiküberquerung in die USA. Die Gründe für seinen überstürzten Abschied von der Pfalz liegen im Dunkeln. Ältere Menschen aus seiner Heimat berichten allerdings, Auslöser sei der handgreifliche Streit mit einem französischen Gendarmen gewesen. Dabei soll es – wie könnte es anders sein? – um die Zuneigung einer Dame gegangen sein, die von beiden Herren begehrt wurde.

 

Im Wilden Westen angekommen, staunte der Pfälzer nicht schlecht über die Vielfalt der Kopfbedeckungen, die damals von den Cowboys getragen wurden: Neben Strohhüten und Zylindern erblickte er auch Basecaps, Zipfelmützen und die noch heute bei der Jugend beliebten Schlumpfmützen aus grauer Wolle.

 

Das Interesse des jungen Mannes aus Stetten war durchaus professioneller Natur, denn zuhause hatte er den ehrenwerten Beruf des Hutmachers erlernt. Und als solcher erkannte er auf den ersten Blick, dass keine dieser Kopfbedeckungen den Anforderungen des anstrengenden Cowboyalltags gerecht wurde und ihre Träger ausreichend vor Regen, Staub und Sonne schützte.

 

Derart inspiriert, stellte der Pfälzer den ersten zweckmäßigen Cowboyhut her, den er erst einmal von einem persönlich bekannten Viehhüter testen ließ. Die Vorteile des Fabrikats sprachen sich schnell herum und die steigende Nachfrage erforderte bald die Massenproduktion des bis dahin noch namenlosen Hutes.

 

Dem Einwanderer aus der Pfalz – er hieß Friedhelm Fuck – war natürlich klar, dass er seine Erfindung im englischsprachigen Amerika keinesfalls unter seinem Familiennamen vermarkten konnte. In Erinnerung an seinen geliebten Heimatort Stetten in der Pfalz taufte er den Cowboyhut daher auf den Namen "Stetson", unter dem er noch heute bekannt ist.

 

Die Pfalz sah Friedhelm Fuck allerdings nie wieder. In noch recht jungen Jahren verstarb er an einer Schusswunde, die er in einem western-typischen Showdown erlitt. Auslöser des tödlichen Schusswechsels war – wie könnte es anders sein? – die Zuneigung einer Dame, die von beiden Duellanten begehrt wurde.

 

Quelle: KL-musicMag, Sonderausgabe „Country-Music“, 01.04.2001, mit freundlicher Genehmigung. 

 

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Weltstars mit pfälzer Wurzeln: The BeeGees

Die Disco-Kings aus Bisterschied

 

Wer kennt sie nicht, die Welthits der BeeGees wie "Massachusetts", "Night Fever" oder "Staying alive"? Was aber selbst viele Musikexperten nicht wissen: Die nachmaligen Disco-Stars stammen aus der Pfalz und einige ihrer Hits wurden ursprünglich im pfälzischen Dialekt geschrieben.

 

Bisterschied, eine beschauliche Gemeinde im Nordpfälzer Bergland: Die Brüder Berthold ("Barry"), Moritz ("Maurice") und Robert ("Robin") waren eigentlich dazu auserkoren, das mittelständische Gipserunternehmen ihres Vaters in der nächsten Generation weiterzuführen. Als aber bereits im Kindesalter das außerordentliche musikalische Talent der Buben nicht zu überhören war, stand auch der Familienpatriarch der Karriere seiner Söhne nicht im Wege, sondern förderte sie großzügig durch den Kauf von Musikinstrumenten oder die Finanzierung des Gesangunterrichts in der nahegelegenen Kleinstadt Rockenhausen.

 

Nach intensiver musikalischer Ausbildung verließen Barry, Maurice und Robin noch in jungen Jahren das Nordpfälzer Bergland und starteten – mit einem kurzen Umweg über Australien – ihre hinlänglich bekannte Weltkarriere in England und den USA. Ihre Herkunft würdigten die Brüder ganz bewusst mit der Wahl ihres Bandnamens: "The BeeGees" erinnert in englischer Aussprache an ihren Heimatort Bisterschied in der Pfalz.

 

Einige Lieder der BeeGees, die in englischer Übersetzung zu bekannten Hits wurden, hatten sie bereits früh in ihrer pfälzischen Heimat und im lokalen Dialekt verfasst: Der 1970 veröffentlichte Song "I.O.I.O." hieß ursprünglich "Ei-joh, ei-joh" (ein Ausdruck starker Zustimmung im Pfälzischen) und der Disco-Hit "Tragedy" von 1979 geht auf das Lied "Dreggischie" zurück ("Dreckige" – der Text handelt von einer ungewaschenen jungen Dame). Weitere pfälzische Kompositionen der BeeGees wie "Schorsch, dei(n) Wasser kocht" oder "Die Wildsau! Die Wildsau! Die Wildsau!" blieben hingegen weitgehend unbekannt.

 

Quelle: KL-musicMag, Sonderausgabe „Disco“, 01.04.2002, mit freundlicher Genehmigung. 

 

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